Viele Broker locken mit „0 € Gebühren“ oder extrem günstigen Orders. Doch die echten Kosten liegen oft im Verborgenen. Wer diese Fallen kennt, vermeidet unnötige Ausgaben – und spart über die Jahre schnell mehrere hundert Euro.
Spreads – die versteckten Preisaufschläge
- Der Spread ist die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs eines Wertpapiers. Klingt nach einer Kleinigkeit, kann aber teuer werden:
Beispiel: Eine Aktie kostet im Ankauf 100,00 €, im Verkauf 100,20 €. Der Spread liegt bei 0,20 €. Wer nur selten handelt, merkt das kaum. Wer aber regelmäßig kauft und verkauft, zahlt jedes Mal drauf – oft deutlich mehr, als er über niedrige Ordergebühren einspart. - Gerade bei Neobrokern mit „0 €“-Versprechen können die Spreads höher ausfallen als bei klassischen Bankbrokern. Auf lange Sicht summiert sich das zu spürbaren Kosten.
- 👉 Tipp: Nicht nur auf die Ordergebühr schauen, sondern immer den effektiven Kauf- und Verkaufspreis vergleichen.
Fremdkostenpauschalen & Börsenplatzgebühren
- Neben den Ordergebühren können bei vielen Brokern zusätzliche Kosten anfallen – oft gut versteckt im Kleingedruckten. Dazu gehören Börsenplatzentgelte oder sogenannte Fremdkostenpauschalen, die pro Trade berechnet werden. Sie liegen meist zwischen 1 und 2 €.
- Für einen großen Einmal-Kauf fallen diese Kosten kaum ins Gewicht. Bei Sparplänen hingegen, die regelmäßig kleine Beträge investieren, wirken sie besonders stark: Eine Gebühr von 1,50 € auf einen 100 €-Sparplan entspricht bereits 1,5 % Zusatzkosten – Monat für Monat. Auf Jahre gerechnet summiert sich das erheblich.
- 👉 Tipp: Achte darauf, ob der Broker gebührenfreie Sparpläne anbietet und welche Handelsplätze im Preis enthalten sind. Gerade bei Neobrokern gibt es häufig Aktions-ETFs, die ohne zusätzliche Gebühren besparbar sind.
Inaktivitätsgebühren
- Gerade internationale Broker greifen manchmal dann zu, wenn du nichts machst: Sie erheben sogenannte Inaktivitätsgebühren, wenn über längere Zeit keine Trades ausgeführt werden. Typisch sind 10 € pro Quartal oder ähnliche Pauschalen.
- Für aktive Trader mag das kaum ins Gewicht fallen, für langfristige Anleger oder Sparer, die nur wenige Orders im Jahr tätigen, wird es jedoch schnell zur unnötigen Belastung.
- 👉 Tipp: Vor der Kontoeröffnung unbedingt prüfen, ob es eine Inaktivitätsklausel gibt. Bei den meisten deutschen und europäischen Standard-Brokern ist das kein Thema – dort entstehen keine Kosten, wenn du dein Depot einfach ruhen lässt.
Währungsumrechnungen
- Wer in US-Aktien, britische Titel oder internationale ETFs investiert, bekommt es oft mit versteckten Kosten durch die Währungsumrechnung zu tun. Viele Broker schlagen beim automatischen Umtausch von Euro in US-Dollar oder Pfund eine zusätzliche Gebühr auf – meist zwischen 0,25 % und 1,5 % pro Transaktion.
- Das klingt nach wenig, kann sich aber gerade bei regelmäßigen Sparplänen oder hohen Ordervolumina schnell summieren. Ein Kauf von 1.000 € in US-Aktien mit 1 % FX-Gebühr bedeutet bereits 10 € Zusatzkosten – beim Verkauf erneut.
- 👉 Tipp: Achte bei der Brokerwahl auf faire Konditionen für Fremdwährungen oder nutze Anbieter, die Handel direkt in Euro anbieten. Für Einsteiger ist es oft sinnvoll, mit Euro-notierten ETFs zu starten, um unnötige FX-Gebühren zu vermeiden.
Depotführungsgebühren
- Während Neobroker und viele moderne Online-Anbieter längst auf kostenlose Depots setzen, gibt es bei klassischen Banken nach wie vor Gebühren für die reine Kontoführung. Typisch sind 1–2 € pro Monat. Oft entfallen diese Kosten nur, wenn eine bestimmte Aktivität erfüllt wird – zum Beispiel mindestens ein Trade pro Quartal oder ein bestimmtes Depotvolumen.
- Für Anleger, die langfristig passiv investieren oder nur wenige Transaktionen pro Jahr ausführen, sind solche Bedingungen riskant. Sobald die Aktivität ausbleibt, fallen automatisch Gebühren an, die sich über die Jahre summieren können.
- 👉 Tipp: Achte darauf, dass dein Depot auch ohne Mindestaktivität dauerhaft kostenlos ist. Gerade für langfristige Sparpläne zählt jeder Euro, der nicht in Gebühren verloren geht.
Finanzierungskosten bei CFDs & Hebelprodukten
- Wer mit CFDs oder Forex handelt, muss neben den Spreads auch sogenannte Finanzierungskosten beachten. Diese fallen an, wenn Positionen über Nacht gehalten werden („Overnight-Gebühren“). Sie wirken wie ein unsichtbarer Zins und können die Rendite spürbar schmälern – besonders dann, wenn Positionen mehrere Tage oder Wochen offen bleiben.
- Im Kleingedruckten tauchen diese Kosten oft erst auf, wenn man genauer hinsieht. Für Daytrader sind sie weniger problematisch, da Positionen noch am selben Tag geschlossen werden. Für Einsteiger oder Gelegenheitstrader hingegen können sie schnell ein Kostentreiber werden.
- 👉 Tipp: Finanzierungskosten sind nur für sehr aktive Trader relevant. Wer gerade erst beginnt, sollte Hebelprodukte und CFDs besser ganz meiden.
Sonstige versteckte Gebühren
- Neben den offensichtlichen Kosten gibt es eine Reihe kleiner Posten, die im Alltag gerne übersehen werden – bis sie auf der Abrechnung auftauchen. Dazu gehören zum Beispiel zusätzliche Gebühren bei der Auszahlung von Dividenden in Fremdwährungen, die Banken oder Broker mit einem eigenen Wechselkursaufschlag versehen.
- Auch Kryptobroker verlangen oft pauschale Auszahlungsgebühren, unabhängig von der Höhe der Transaktion. Bei klassischen Wertpapierdepots können zudem Kosten für Orderänderungen oder das Stornieren von Limits entstehen. Und in seltenen Fällen erheben Banken Verwahrentgelte oder Negativzinsen auf größere Cash-Bestände.
- Jede einzelne Gebühr mag klein wirken, in Summe können sie aber über Jahre einen spürbaren Unterschied machen.
- 👉 Tipp: Vor Kontoeröffnung die Gebührenlisten gründlich prüfen und genau hinschauen, welche „Nebenkosten“ im Alltag entstehen können.
Warum „0 € Gebühren“ nicht immer kostenlos ist
- Das Versprechen „0 € Gebühren“ klingt unschlagbar, doch es ist nicht die ganze Wahrheit. Viele Neobroker finanzieren sich über das Modell Payment for Orderflow (PFOF). Dabei werden Kundenorders gezielt über bestimmte Handelsplätze geleitet. Für den Broker ist das lukrativ, für Anleger kann es aber bedeuten, dass die Spreads höher ausfallen als an klassischen Börsenplätzen.
- Rein rechtlich ist dieses Vorgehen erlaubt, und auf den ersten Blick wirkt es für den Nutzer kostenlos. In der Praxis können die Gesamtkosten – bestehend aus Spread, Börsenplatzwahl und Kursqualität – jedoch höher sein als bei einem Broker, der eine transparente Ordergebühr verlangt.
- 👉 Tipp: Wer wirklich preisbewusst investieren möchte, sollte nicht nur auf die offizielle Ordergebühr schauen, sondern die Gesamtkosten vergleichen – inklusive Spreads und Ausführungskursen.
Kostenfallen zeigen, dass „billig“ nicht automatisch „günstig“ ist. Besonders Spreads, Fremdkostenpauschalen und Währungsaufschläge können die Rendite über Jahre schmälern, ohne dass es auf den ersten Blick auffällt. Wer das Preis- und Leistungsverzeichnis seines Brokers kennt und vergleicht, schützt sich vor unnötigen Abzügen – und behält mehr vom eigenen Gewinn.
